In einem Genre, das man kaputt und abgefuckt nennen könnte, gibt es einen 28 jährigen Rapper, der es nicht nur schafft, die Szene umzukrempeln sondern auch das Leben abertausender Jugendlicher. Trotz seiner beschwerlichen Kindheit, in der Drogen, Gewalt, hoher emotionaler Missbrauch und Vernachlässigung primäre Rolle spielten, muss irgendwann DER besondere Moment gekommen sein. Ich kann mir sonst nicht vorstellen, wie er tut was er tut.
Schwarz der Vater, weiß die Mutter, höher kann man die Messlatte der Provokation im Rap Business nicht setzen. „Gray matters“ – grau ist bedeutend, nennt er sein Motto. Er füllt riesige Hallen mit seinen Beats und verkörpert die Botschaft von Liebe und Optimismus in Texten, die Jugendlichen wieder Respekt, Wertschätzung und Achtung zurückgibt. „Du bist immer geliebt!!“, „Du wirst immer gesehen!“, ruft er laut und deutlich auf seinen Konzerten ins Mikrofon.
Sein größter Clou bisher war sein Songtitel „0-800-273-8255“, dieses Jahr zum Grammy nominiert. Das ist gleichzeitig die Nummer der National Suicide Prevention Lifeline. Die Nummer also, wenn du suizidale Gedanken hast und Hilfe benötigst. Er rettete damit bereits buchstäblich tausenden Jugendlichen das Leben.
Er spricht über psychische Krankheiten, Depression und Selbstmord – auf eine Weise, die bunter und positiver nicht sein könnte. Und der Inhalt seines Albums „Everybody“ geht in eine hoch spirituelle Richtung, ein Gespräch mit „Atom“, sein Protagonist, und Gott und was Gott ihm erzählte, als er starb. Seine Konzerte hören sich zwischendurch an wie gutdurchdachte Coachingstunden.
Nun, was haben er und ich gemeinsam?
Ok, rappen ist es schon mal nicht.
Aber wichtige Inhalte verpacken in unterhaltende verdauliche Häppchen, wären schon mal ein Punkt. Sich ab und an zum Clown zu machen, um die Stimmung zu heben und die Welt ein bisschen bunter zu machen. Meinem Gegenüber ein Grinsen entlocken. Wie oft entlocke ich meinen Seminarteilnehmern ein Lachen, wenn die Stimmung sich anspannt und wie oft bringe ich meine Klienten zum Lachen und lasse ihre Sorgen ein Stück leichter – und manchmal auch absurder – erscheinen?
Und ich mag Menschen auch nicht abhaken und sie anschreien, wenn sie Fehler gemacht haben, sondern systematisch vorgehen:
- Welchen Fehler hast du gemacht? Ist dir das bewusst?
- Welche Konsequenzen hat das Verhalten auf dich und dein Umfeld?
- Wie könntest du es besser machen?
- Was ist deine Strategie, um das umzusetzen?
Das, was Logic auf der Bühne und in seiner Musik lebt, auch im eigenen Leben zu leben, wäre ein weiterer Punkt: „Behandle den Müllmann mit dem gleichen Respekt wie jemanden aus der Chefetage. Jeder Mensch hat es verdient, gut behandelt zu werden.“ Das befolge ich bis zum kleinsten Nenner. Ist die Putzfrau weniger Wert als der Superstar? Ist es wirklich nötig, naserümpfend von “die anderen” zu sprechen, um sich besser oder erhabener zu fühlen?
Und in allem versteckt sich ein Augenzwinkern. Mein ich es nun ernst oder nicht? Mein schiefes Grinsen und meine Augen verraten schnell, dass ich gerade dabei bin, die Situation auf die Schippe zu nehmen. Dann sehe ich, wie ich dich zum Nachdenken bringe, deine Synapsen sich neu verschalten und neue Bilder in deinem Kopf entstehen. Ich verschaffe mir die Möglichkeit, alles Ernste auch in eine komplett andere Richtung zu schieben. Menschen mit Humor aus der Reserve zu locken, sie zu schockieren oder zu provozieren. Das Unterste zu Oberst zu schichten. Wie ein guter Komposthaufen, aus dem erst fruchtbare Erde entsteht, wenn wir alles umwälzen und die Erde atmen lassen.
Atmen lassen
ein guter Punkt, der mir am Herzen liegt. Menschen den Raum einräumen ist genauso wichtig, wie Grenzen zu setzen. Der Zeitpunkt ist der alles entscheidende Faktor in diesem Spiel. Fühlt ein Fremder sich wohler, wenn ich Blickkontakt suche und ihn anlächle oder wenn ich ihn ignoriere? Andersherum: Fühlst du dich wohl, wenn dir jemand das Wort abschneidet oder wäre es besser, den Mut zu fassen und es anzusprechen?
Und was ist schon Kritik, wenn wir keine Lösungen vorweisen? Menschen sind immer schnell dabei, das Schlechte, Negative, Ändernswerte hervorzuheben. Es wird gemeckert, bekrittelt und die Nase gerümpft. Mundwinkel hängen nach unten, die Gruppe wird lustlos und die Energie sinkt in den Keller. So etwas bricht mir das Herz. Was ist ein Bemängeln schon wert, wenn sich dadurch jemand kleiner fühlt? Oder wertlos? Oder missachtet? Wie oft fühlen sich Kinder missverstanden und nicht angehört? Ständige Kritik macht Menschen müde und verbittert. Wir müssen wieder lernen, die richtigen Fragen zu stellen (auch das lässt atmen!), fehlerhaftes Verhalten bewusst zu machen. Den Weg leichter zu machen, nicht steiniger. Wir glauben, mit einem Waffenarsenal an Anschuldigung, Schweigen oder Verachtung könnten wir Menschen zur Veränderung bewegen. Aber sie machen den Menschen kleiner, nicht stärker.
Ein Fehlverhalten ist änderbar – der Wert eines Menschen ist es nicht.
Wir können nicht erwarten, dass Menschen sich ändern, nur weil wir sehen, was sie in unseren Augen falsch machen. So funktioniert das Leben nicht. Und du selbst, Freigeist, der du bist, würdest zurückbeißen oder dich stur stellen, würde ich anfangen an dir Dinge zu finden, die ich für mangelhaft erkläre. Das hat einen Menschen bisher nur schwächer gemacht.
Humor und Optimismus helfen ein großes Stück, den Menschen zu beflügeln über sich hinauszuwachsen. Gemeinsam lachen ist eine Medizin, die ich täglich verabreiche und von der ich so viel trinken möchte, bis mein letzter Atemzug getan ist. Wer gemeinsam lacht, den verbindet mehr als nur dieser Moment.
Besonders mit meiner Familie versuche ich jeden Tag, zu lachen und uns in humorvollen Situationen zu verbinden. Meine Familie lachen zu sehen ist ein wunderbares Gefühl, das mein Herz erfüllt und zum Singen bringt.
Spürst du , wie es ist, gemeinsam zu lachen? Fühlt es sich nicht toll an, andere zum Lachen zu bringen? Siehst du das Blitzen in ihren Augen? Die Zustimmung aus ihren offenen Mündern? Das Glucksen, das durch den ganzen Körper geht?
Die Stimmung wirkt gelöster, deine Körperspannung lässt nach und deine Gedanken suchen in ihren Gesichtern nach Gemeinsamkeiten, nicht nach dem, was dich von ihnen trennen könnte.
Das ist die Macht von Optimismus und Humor.
Und nebenbei trainierst du den Atem und deine Bauchmuskeln…
Beitragsbild ©SamSpratt, Logic
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!