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Was ist überhaupt eine Systemaufstellung?

Wikipedia schreibt:

“Systemaufstellung bezeichnet ein Verfahren, in dem aus einer vorhandenen Gruppe Personen stellvertretend für Mitglieder oder Entitäten (Teile, Aspekte) eines (üblicherweise sozialen) Systems gewählt und in einem realen Raum sodann repräsentativ zueinander in Beziehung (auf-)gestellt werden.” Mehr dazu liest du hier.

Die wohl bekannteste Person in der klassischen Familienaufstellung ist Bert Hellinger. Er bot 1982 zum ersten Mal seine Form der Aufstellungsarbeit, zuerst im therapeutischen Kontext, an. Seine Familienaufstellung nach Hellinger wird mittlerweile in zahlreichen Krankenhäusern, Schulen, Universitäten, Firmen und Einzelsitzungen weltweit angeboten und er hat über 100 Bücher zu dem Thema verfasst. Bert Hellinger erzählt dabei von seiner Entdeckung, dem universellen, allem zugrunde liegenden Gesetz von den “Ordnungen der Liebe”. Es sind Lebensprinzipien, die wir in jedem System und unabhängig von Hautfarbe, Kultur oder Ethnie vorfinden. Wenn wir diese Ordnung wieder in unserem Leben herstellen, werden wir handlungsfähig, freier und glücklicker. Aufgrund der sehr klaren Vorstellungen und oftmals provokanten Thesen, die Hellinger aufstellt, gibt es hier zwiespältige Meinungen zu seinen Wahrheiten. Nichtsdestotrotz hat er schon abertausenden Menschen auf der ganzen Welt mit seiner Form des Familienstellens geholfen, ein glücklicheres und gesunderes Leben zu führen.

Ich persönlich mag seine Bücher sehr und seine Denkanstöße tragen viel Kraft, Klarheit und Wahrheit in sich. Seine strikte Form der Familienstellung ist durch seine phänomenologischen Beobachtungen begründet, die er in all den Jahren des Stellens erfahren hat. Dabei fand er heraus, dass wir drei Formen von Gewissen haben. Darüber kannst du hier mehr lesen.

Dieser Ansatz liegt mir sehr nahe, denn auch ich arbeite schlussendlich phänomenologisch, d. h. nach eigenen empirischen Beobachtungen und Erfahrungen. Denn auch ich möchte meine Wahrheit erst als solche nehmen, wenn ich sie in der Praxis bestätigt sehe und nicht, weil ich darüber Studien und Bücher gelesen habe. Eine gewisse Striktheit unterscheidet uns auch von einer reinen Leitungsfunktion gegenüber einer Führungspersönlichkeit. Nicht jeder Aufsteller, der anleitet, ist auch gleichzeitig eine Führungspersönlichkeit. Personen führen zu können ist eine Kunst.

Dass Familien sich in einer eigenen Dynamik verhalten und eine Ordnung dahinter vorfinden, ist allerdings nicht von Hellinger erfunden, sondern wurde u.a. in den 50er Jahren durch den Anthropologen Gregory Bateson  in Palo Alto, USA, und seinem Team beobachtet. Sie sahen einen Zusammenhang zwischen der Erkrankung schizophrener Patienten und ihren Familienmitgliedern und deckten die Dynamik auf. Später kam das Mailänder Modell nach Mara Selvini Palazzoli mit den zirkulären Fragen hinzu, die besonders in der Familientherapie erfolgreich Verwendung fand.

Die systemische Aufstellung nach diesen Modellen wird eher im therapeutischen Kontext genutzt wohingegen die Hellersche Familienaufstellung mehr als Lebenshilfe und Hilfe zur Selbsthilfe angesehen werden möchte. In Deutschland ist die Anleitung eines Familienstellens für jeden öffentlich zugänglich, in Österreich hingegen nur ausgebildeten Therapeuten.

Eine weitere Form des systemischen Stellens gibt es nun seit einigen Jahren auch im Coachingkontext. Es ist sozusagen eine weichere und leichtere Form des Stellens und hat mehr Aspekte als nur die reine Familiendynamik und Historie. Teilaspekte wie einzelne Glaubenssätze oder andere Blockaden werden hier isoliert betrachtet. In der systemischen Aufstellung geht man nicht immer davon aus, dass alle Blockaden mit der Familie zusammenhängen. Die Dynamik wird dabei stärker von der Gruppe geprägt, es wird mehr gesprochen und es werden mehr Fragen gestellt. Manche nutzen die Aufstellungen, um spirituelle Aspekte mit hineinzubringen wie den “Seelenplan” oder die “göttliche Bestimmung”.

Dazwischen gibt es viele Abweichungen oder Vermischungen mit anderen Methoden wie der Homöopathie, Quantenheilung, Kinesiologie, “Walking in your Shoes” u.a.

Systemische Aufstellungen sind mittlerweile in allen Varianten des Coachings beliebt. In Deutschland gibt es laut Schätzungen etwa 3000 systemische Coaches, Therapeuten und Psychologen.

Die Zukunft liegt ganz gewiss in dieser Methode, die das Verborgene so offensichtlich und klar darstellen kann. Wer es vermag, die Lösung zum Schlüssel zu nutzen, wird die Tür zu neuen Perspektiven und Dimensionen öffnen können.

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