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Kennst du das? Da hörst du Menschen bei ihren Problemen zu und du fasst dir innerlich an die Stirn: Das kann doch nicht wahr sein! Da liegt die Lösung vor ihrer Nase und sie sehen sie einfach nicht!

Es könnte so einfach sein.

Aber es gibt gute Gründe, warum Menschen verschiedene Gelegenheiten in ihrem Leben einfach nicht wahrnehmen können.

1. Der Leidensdruck
Es gibt im Zen Buddhismus den Begriff “Kensho”. Kensho drückt die Weiterentwicklung des Menschen durch das Erkennen im erfahrenen Leid aus. Es ist die Natur des Menschen, erst durch Schmerz und Leiden zu einer Einsicht zu gelangen. So wie die Krankheit ein Geschenk und ein Lösungsweg darstellen kann, so vehement möchte der Mensch davon ablenken und lieber Pillen nehmen um etwas “weg” zu bekommen. Häufig verlagern sich dann die Symptome und es wird an anderer Stelle noch schlimmer.
Manchmal äußern sich Krankheiten auch darüber, dass sie Schlimmeres verhindern wollen.
Aber den präventiven Gedanken können Menschen nur schwer ertragen. Denn was soll ich schon ändern, wenn ich scheinbar kein Problem habe?

So gut wie alle Ärzte und Therapeuten wünschen sich, dass ihre Patienten vorausschauend handeln, anstatt dann zu kommen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Meistens glauben Menschen, dass das eher etwas mit Hellsehen zu tun hat, als mit der Wahrnehmung körperlicher und intuitiver Signale. Diese Wahrnehmung müssen wir wieder trainieren und unsere Kinder darin bestärken. Denn mit dieses Fähigkeiten sind wir auf die Welt gekommen.

2. Scham vor Veränderung
Wenn ich etwas an mir ändern wollen würde, müsste ich ja im Nachhinein zugeben, dass ich mit meiner Lebensweise im “Unrecht” war; so erklärt es sich das trotzige Ego und fängt an, Gegenargumente zu finden, warum nun eine Veränderung partout nicht stattfinden darf. Wir schämen uns, etwas falsch gemacht zu haben und sind im Nachhinein zu stolz, etwas zu verändern. So kann es sein, dass Menschen jahrzehntelang in Situationen verharren, die ihnen nicht gut tun, aber nicht verändern wollen. Das sieht man vor allem auf Beziehungsebenen wie einer Partnerschaft oder in Chefetagen.

3. Nicht-Wissen
▶️Nicht-Wissen #1 ist, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass sie ein Problem haben. Das sieht man häufig in schädlichen Beziehungen, in denen Co-Abhängigkeiten entstehen oder narzisstische Verhaltensmuster gelebt werden. Dann sind es die Leidtragenden, die zum Therapeuten gehen anstatt die “Aggressoren”. Mangelnde Selbstreflektion und Eigenwahrnehmung sind hier ein großer Grund.

▶️Nicht-Wissen #2 Viele glauben, dass es für ihre Probleme gar keine Lösungen gibt. Es kommt ihnen einfach nicht in den Sinn, dass sich das ändern könnte. Ich schreibe extra “glauben”, denn diese Menschen sind offensichtlich davon überzeugt, dass ihr Leben genauso verlaufen muss und nicht anders. Das sieht man besonders bei Diskussionen, die gegen eine Methode / Idee / Gedanken geht, ohne jemals Erfahrungen damit gemacht zu haben. Es entsteht eine instinktive Abwehr gegen alles Neue und Verändernde. Dabei ist es einfach nur ein innerlicher Irrtum.

▶️Nicht-Wissen #3 Die Einflussnahme
Diese Menschen sind davon geprägt, dass sie von früh auf gelernt haben, dass die Dinge genau so laufen und nicht anders. Sie sind davon beeinflusst, dass bestimmte Dinge “eben so sind und nicht anders”. Diese Prägungen können eigentlich nur durch schmerzhafte Erfahrungen gelöst werden und benötigen viel Glaubenssatz-Arbeit und die Erweiterung des Horizonts durch Bildung und Weiterbildung. Diesen Konflikt sehen wir auch interkontinental zwischen verschiedenen Ländern, Kulturen und Ethnien. Was vielerorts möglich ist, scheint bei uns unmöglich und andersherum.

4. Das Opfer-Dasein
▶️Opfer #1 Es gibt in der Fachsprache den sogenannten “sekundären Krankheitsgewinn”. Das bedeutet, dass ein Mensch mit seinem Krankheitsbild positive Kraft aus seiner Umgebung zieht wie Liebe, Aufmerksamkeit, Daseinsberechtigung, Pflege. Diese Menschen möchten ungern ihren Status aufgeben, denn sie sind der festen Überzeugung, dass sie die fehlende Liebe und Aufmerksamkeit nur so erhalten können. Es ist diese Strategie, die ihre Existenz in ihrem Umfeld zu sichern scheint.

▶️Opfer #2 Die Schuldzuweisung
Wir finden immer andere, die verantwortlich sind für unser Leiden und es kommt einem nicht in den Sinn, dass die Ursachen und Hintergründe möglicherweise in einem selber liegen.
Das ist ein Thema, das bereits bei vielen Menschen angekommen ist.

❗️❗️❗️ Hier gibt es einen Sonderfall, nämlich das umgekehrte Opfer-Dasein:
Die Schuld und Verantwortung wird ausschließlich bei einem selbst gesucht. Viele Menschen, die den spirituellen Weg gehen und bereits bemerken, dass alles „aus uns selbst“ heraus entsteht, kommen irgendwann in die Verwirrung, dass scheinbar alles nur unser Fehlverhalten ist, dass zu einer schmerzhaften Situation führt. Das ist ebenfalls ein Opfer-Dasein, denn es schickt unser Selbst auf die Schlachtbank.

5. Die Identifikation
Veränderung ist immer auch eine Gefahr. Wenn wir uns verändern möchten, heißt das gleichzeitig auch die Abkehr von Vorhandenem. Häufig führt das so weit, dass auf einmal die Beziehung unstimmig ist, die Arbeitsstelle, die Freundschaften. Diese Opferbereitschaft sind wir nicht immer gewillt zu gehen, denn wir glauben, dass der neue Weg ein sehr einsamer ist. Häufig ist er das am Anfang auch, denn vieles Neue muss sich erst sortieren und etablieren.
Wenn wir von Personen und Gegebenheiten abkehren, entsteht unterbewusst gleichzeitig die Frage: Wer bin ich dann ohne diese Dinge? Und bekomme ich auch noch Liebe, wenn ich mich abwende?

Ich empfinde das Identifikations-Dilemma als das größte in meinen Sitzungen. Der Mensch sucht immer nach Halt und Gruppenzugehörigkeit. Entzieht er sich der alten Umgebung um dem Neuen zu begegnen, kann das ein so großer Schock sein, dass wir auf die Aussicht auf Besserung lieber verzichten, als das Alte aufzugeben. Hier ist es wichtig, behutsam etwas Neues aufzubauen, um Stück für Stück nicht den Menschen um uns Lebewohl zu sagen, sondern dem, was uns bisher Schmerzen oder Angst bereitet hat. Häufig setzen das Menschen gleich, denn sie identifizieren eine Sache oder ein Gefühl gerne mit anderen Menschen.

Es gibt noch viele Gründe, warum Menschen sich nicht verändern möchten. Kennst du noch welche?

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